„Faszination Bibel“, eine neue Zeitschrift als „Schlüssel“,
die Bibel-MĂĽden zu erwecken Von Thorsten Brenscheidt, Bochum
Die Auswirkungen der Zeitschrift „Aufatmen“
„Jaja, die Bibel ist wichtig, aber ...“ - Die Aussage klingt genervt. Bibellesen ist „eigentlich wichtig“, aber
„umgeben von einem unangenehmen Geruch aus Pflicht und Routine“. So wirbt ein Verlag für seine neue
Zeitschrift „Faszination Bibel“ und lädt ein zur „Selbsthilfegruppe der Bibel-Unlustigen“. Es handelt sich um den Bundes-Verlag in Witten, der 1996 mit der Zeitschrift „Aufatmen“
neoevangelikale Trends setzte und wie kein anderer einen groĂźen Einfluss auf evangelikale Christen ausĂĽbte; leider nicht zu bibeltreuer Christusnachfolge, kompromisslosem Festhalten an Gottes Wort und
Widerstehen des Zeitgeistes, sondern ganz im Gegenteil: Ökumene, Charismatik, Bibelkritik, Mystik bis hin zum Pantheismus verwirrten, spalteten und säten einen erbärmlichen Zustand unter den
Evangelikalen. Ulrich Eggers, der Leiter von Bundes-Verlag und „Aufatmen“, will lieber „Jesus-treu statt bibeltreu“ sein
und zählt sich zu den Redakteuren seines Verlages, „die manchmal Mühe haben, Begeisterung für die
Bibel zu empfinden“. Er beschreibt ehrlich die Auswirkungen von „Aufatmen“: „Manch eine/r schöpfte
mehr Mut und Hoffnung aus dem Lebenszeugnis anderer als aus der Bibel selbst. ... Zugleich war es auffallend, dass trotz mancher Kritik an zu vielen Themenpredigten oder zu bibel-losen Artikeln wenig
Alternativen sichtbar wurden: Wo waren die lebendigen Bibel-Artikel, inspirierenden Auslegungen, begeisterten Bibel-Lehrer? Wir hatten das GefĂĽhl: Der Kaiser ist nackt! Wir haben ein Problem! Und: Es
muss was getan werden! Denn natĂĽrlich sahen auch wir das so: Die Bibel ist zu wichtig, als dass wir
Christen sie links liegen lassen dürfen.“ Mit dieser zutreffenden Beschreibung von „Aufatmen“ mit „bibel
-losen Artikeln“ und fehlenden „inspirierenden Auslegungen“, macht Eggers ungewollt Anti-Werbung für
seine Zeitschrift. Beschämend ist zudem die Erwähnung, die Bibel „nicht links liegen lassen zu dürfen“.
Bei all den oben erwähnten fragwürdigen Beigaben bedarf es aber wohl dieser Aussage. Sie offenbart
aber, was in der evangelikalen Landschaft angerichtet wurde. Gedacht sind Eggers’ Zeilen natürlich als
werbewirksamer Hinweis auf eine neue Zeitschrift aus dem gleichen Hause mit der gleichen Prägung.
Neue Zeitschrift mit „alten“ Ansichten
Sie heißt: „Fazination Bibel“ mit dem Untertitel „Das Buch der Bücher lieben lernen“ und geht mit 300
.000 (!) Exemplaren an den Start. Nun könnte man meinen, dass diese Ausrichtung zurück zur Bibel
begrüßenswert sei. Grundsätzlich lassen christliche Zeitschriften, die sich schwerpunktmäßig mit der
Bibel selbst beschäftigen, die richtige geistliche Haltung erahnen; die Frage ist nur, ob von einem Team
mit umstrittenen Autoren so viel anderes als zuvor zu erwarten ist. Kann der Leser biblisch fundierte und
seriöse Beiträge erwarten, wenn zum Beispiel Jesus-Freak-Gründer und Volxbibel-Herausgeber Martin
Dreyer im Beirat als „Bibelübersetzer“, Jesus-Freak-Pastor „Storch“ (Carsten Schmelzer) und der
katholisch-charismatische Liedermacher Albert Frey als Mitautoren vorgestellt werden? Wird durch diese neue Zeitschrift so viel anders, wenn Redaktionsteam und Beirat nach wie vor aus einem ökumenisch
-charismatisch-bibelkritischen Umfeld kommen? Die Vorankündigung spricht großmundig von „einem hervorragend besetzten Fachbeirat und einem kreativen Redaktionsteam“, das „Wissen, Erfahrung und
praxiserprobte Zugänge in einer einzigartigen Mischung“ bietet. Hier gibt man sich hohe Vorschusslorbeeren, die aus eigenem Munde nach 2Kor 10,18 nicht wirklich überzeugend sein können.
Stil und Ausrichtung
Die Kreativität zeigt sich zum Beispiel durch lustige und lockere Artikel wie „Google Earth trifft Mose:
Biblische Geschichte in Satellitenfotos“, wo auf einem Bild Adam und Eva im Paradies nackt auf einer
Wiese liegen sollen. Erstellt wurden die Fotos „ein bisschen wie Frankenstein“ vom Designer James Dive, der nach eigenen Angaben keine Beziehung zur Bibel hat.
Kreativ sollen auch Fotos zu einzelnen Bibelstellen sein. So wird ein Autofahrer gezeigt, der sich in seinem Cabrio nur noch am Lenkrad festhält, während seine Beine in der Luft fliegen. Passende
Bibelstelle: „‚Er fährt wie ein Verrückter!’ 2. Könige 9,20.“ Und zu Phil 3,2 „Gebt Acht auf die Hunde!“ wird
eine Art Bullterrier abgebildet. Eine humorvoll gemeinte, aber doch fragwĂĽrdige Haltung, mit Bibeltexten zu scherzen, zumal der Apostel Paulus hier eine ernste Warnung vor den Judaisten meinte.
Das Vorwort der Erstausgabe schließt mit den Worten: „Unsere große Hoffnung ist ...“ Doch statt der
Hoffnung auf ein vermehrtes Bibellesen heißt es: „Unsere große Hoffnung ist, dass Sie sich zu einem Abo entschließen.“
Was bibeltreuen Christen mit ihrer täglichen Bibellese eine Selbstverständlichkeit ist, erscheint vielen
Lesern, die die Vorankündigung zu „Faszination Bibel“ meint, „im grauen Dunst der Pflicht“. Sie haben „5
Bibeln in 4 Übersetzungen in 3 Formaten im Schrank und 0 Bock nur eine davon zu lesen.“ Es sind
„Bibel-Müde“, die „viel Frust, Müdigkeit, Erwartungslosigkeit und gescheiterte Versuche“ kennzeichnet.
„Sie haben wenig Erwartung, finden die Bibel oft langweilig. Spüren nicht viel vom ‚lebendigen’ Buch. So
oft probiert, so wenig passiert. Aber es ist verblüffend: Zugleich hält auch fast jeder Christ die Bibel für wichtig – eigentlich.“ Diese Diagnose ist leider allzu oft zutreffend.
Ein „Schlüssel“ für die „Bibel-Müden“ Aber was macht man nun mit diesen „Bibel-Müden“? Sie brauchen einen „Schlüssel“. Welchen
Schlüssel? Die Antwort: Eine „Zeitschrift, die neuen Appetit auf die Bibel macht und Hunger weckt nach
mehr“. Bibelleser wissen, dass der „Schlüssel“ zur regelmäßigen und erfüllten Bibellese im persönlichen
Gebet, ja in der direkten Vertrauensbeziehung zu Gott selbst liegt. Damit eine Zeitschrift hier hilfreich ist,
bedarf es fundierter Hinweise auf die Größe, Heiligkeit, Vertrauenswürdigkeit, Gültigkeit und Allgenügsamkeit der Bibel und eine besondere Betonung ihrer Autorität und Kraft. Gottes Worte „sind
Geist und sind Leben“ (Joh 6,63). Doch können Autoren von „Faszination Bibel“ wie Martin Dreyer etwasvon der Heiligkeit und zahlreiche bibelkritische Theologen von der Inspiration der Bibel
entscheidend vermitteln?
Jedem seine Meinung, jedem seine Bibel
FeG-Pastor Dr. Christoph Schrodt geht in seinem Artikel dem „schillernden Begriff“ der Inspiration nach.
Eher distanziert formuliert er: „Vertreter der Lehre von der Verbalinspiration meinen ...“ und urteilt: „Aber
sie führt, wenn sie streng verstanden wird, zur größtmöglichen Verunsicherung: Eine in diesem Sinne
‚inspirierte Bibel’ gibt es nirgends auf der Welt!“ Schließlich führt er aus: „Er (Gott) beschlagnahmt diese
konkreten Worte der Bibel und macht es zu seinem eigenen Wort.“. Ist hier nicht die Gefahr des Subjektivismus gegeben? „Es ist Gottes Wort nicht im Sinne eines abgesicherten, unfehlbaren
Wortbestandes oder Buchstabensystems. ... Dass die Bibel inspiriert ist, lässt sich nicht beweisen.
Gottes Wort lässt sich nicht absichern durch eine Theorie. Inspiration wird erfahren, wo das Wort trifft.“
Damit hat das Wort Gottes keine Kraft in sich, sondern erst, wenn es erfahren wird. Auch seine Formulierung vom „zerbrechlichen Gefäß der biblischen Buchstaben“ erwecken kein Vertrauen in das
Wort Gottes, das Bibellesern als „Hammer, der Felsen zerschmettert“ (Jer 23,29) und als „Schwert des Geistes“ (Eph 6,17) bekannt ist.
Zu kurz und eher verwirrend ist sein Urteil zum Textus Receptus als einer „anderen“ Bibel: „Martin Luther
zum Beispiel lebte in einer Zeit, in der nur wenige hochwertige griechische und hebräische Handschriften
bekannt waren. Die wichtigsten wurden erst im 19. und 20. Jahrhundert gefunden. Das bedeutet: Luthers
Reformation geschah auf der Grundlage einer (wenigstens in Teilen) ‚anderen’ Bibel als der von Gott verbal inspirierten Schrift!“
Diese Haltung scheint auch beim Vergleich von sechs BibelĂĽbersetzungen durch. Neben fĂĽnf modernen bis flapsigen Ăśbertragungen wird nur Luther 84 als klassische Ăśbersetzung aufgefĂĽhrt.
Elberfelder 2003 und 2006 sowie Schlachter 2000 sind unter konservativ Evangelikalen zwar am meisten
verbreitet, bleiben aber alle drei unerwähnt. Stattdessen wird die „Volxbibel“ gleich auf drei Seiten
empfohlen für „‚fromme’ Jugendliche, die etwas von der Aktualität der Bibel spüren möchten“. Der
Bibelvergleich ist überschrieben mit „Welche Bibel passt zu mir?“ und suggeriert, dass sich Gottes Wort einfach jedem Stil und Jargon anpassen lässt, bis hin zu einer manchmal obszönen und auch
entstellenden Gossensprache Ă la Volxbibel. Durch viele moderne BibelĂĽbertragungen verkommt die Bibel streckenweise zum Unterhaltungsbuch, leicht zu lesen, leicht zu verdauen. Aber das Wort Gottes
hat Qualität und Niveau, erhebt Ansprüche, fordert heraus und stellt den Menschen in Frage. Hier ist Arbeit an sich selbst bis hin zur Selbstverleugnung gefragt und nicht bloße Unterhaltung.
Geistlicher oder seelischer Zugang zur Bibel? Was man bei dieser Zeitschrift am meisten vermisst, ist eigentlich unabdingbar: Klare und direkte
Aufforderungen, Bibeltexte zu studieren, also echte Hausaufgaben, direkt zum Wort Gottes zu gehen. Doch Hausaufgaben hätten womöglich wieder einen verpflichtenden Charakter, der ja bereits mit „einem
unangenehmen Geruch aus Pflicht“ und einem „grauen Dunst der Pflicht“ beschrieben wurde. Von daher
will man lieber „lustvolle Forscher und Entdecker“ machen. „Gute Christen“, heißt es, „scheinen fleißig
drin zu lesen, aber man selbst hat das nie so recht und dauerhaft geschafft“. Doch hier ergibt sich die Frage, ob die geistliche Dimension einfach machbar ist? Paulus betont, dass Gottes Wort geistlich
erkannt und verstanden werden muss (1Kor 2,14). Es bedarf einer geistlichen Sehnsucht aufgrund der persönlichen Beziehung zu Gott. Es besteht die Gefahr, dass man nur seelisch angesprochen wird.
Paulus bemängelte, dass er zu den Korinthern nicht reden konnte „als zu geistlichen, sondern als zu fleischlichen [Menschen], als zu Unmündigen in Christus“ (1Kor 3,1).
Ehrliche SelbstbloĂźstellungen
Überraschend ist die offene Selbstdarstellung des Verlagsleiters in der Erstausgabe: „Jenseits vom Beruf
lese ich wenig in der Bibel und erwarte nicht viel von ihr, sondern möchte meinen Glauben leben.“?
Worauf gründet sich dieser Glauben, wenn nicht auf das Wort (Röm 10,17)? Ein ähnliches „Bekenntnis“
äußert auch Chefredakteur Martin Gundlach: „Als Teenager bin ich dann vom regelmäßigen Bibellesen abgekommen. Und hab bis heute nicht so richtig dorthin zurückgefunden – außer in
Ausnahmesituationen. Wenn ich zum Beispiel eine richtig brennende Frage hab, dann lese ich die Bibel und suche da nach Antworten. Aber nicht in der täglichen Routine.“ Gundlach liest auch lieber
Sekundärliteratur als direkt die Bibel: „Mich trifft es viel stärker, wenn mir ein anderer den Bibeltext
überzeugend nahe bringt.“ Christel Eggers fragt in dem abgedruckten Redaktionsgespräch: „Aber ist der
Geist Gottes nicht frei, für andere eher durch ein Buch zu sprechen und bei mir durch die Bibel?“ Darauf
Gundlach: „Ortbergs Bilder und Geschichten berühren mich oft mehr, als Geschichten aus dem Alten
Testament.“ Ulrich Eggers meint: „Aber es ist ja auch eine legitime Frage, ob überhaupt jeder die Bibel
lieben muss. ... Muss jeder Bibel wichtig finden und gut kennen?“ Darauf Redakteur Thomas Härry: „Nein
, nicht die Bibel, sondern Jesus Christus und Gott.“ Gundlach erwähnt noch: „Aber es war nicht die Bibel
, die mich gerettet hat, sondern es war Jesus selber, der zu meinem Herzen sprach. Ich weiß nicht, ob der Zugang ‚durch die Bibel zu Gott’ nicht manchmal überhöht wird.“
Es ist ehrlich, aber es stimmt nachdenklich, milde formuliert, wenn diese Leiter so ihre Haltung zum Wort Gottes offenbaren. Das sind wohl kaum nachahmenswerte Vorbilder. Aber genau diese wollen jetzt
die „Bibelmüden erwecken“, „neuen Appetit auf die Bibel machen“ und „Hunger wecken nach mehr“.
Vom Erleben, das Gottes Wort lĂĽgt und trotzigen Geschehen, Gott sein Versagen zu verzeihen
Mit der Reihe „Fragezeichen“ wollen die Herausgeber ehrliche Erlebnissberichte zulassen: „Haben Sie
auch ein Bibelwort als schwere Last erlebt? Kämpfen Sie mit einer Aussage der Bibel?“ Bei diesen Negativerlebnissberichten wird leider Mißtrauen gesät. Den Anfang macht Christel Eggers mit Mt 21,22:
„Wie ein Schlag ins Gesicht! Am Boden liegen – und auch noch getreten werden, so empfinde ich die
Situation, in der mir dieser Bibelvers unter die Augen kommt.“ Nach einem plötzlichen Kindstod erlebt
sie ihre „Bibel-Eiszeit“: „Ich rühre lange Zeit keine Bibel mehr an. Für mich stimmt da etwas nicht. Für
mich stimmt sie nicht. Sie lügt. Gottes Wort lügt mich an, schlägt mir ins Gesicht.“ Doch sie überwindet
die Krise, bloß wie? „Nicht durch Gebet, nicht durch Bibellesen. Es war eine Autorenlesung in einem
Gemeindehaus. ... Angefangen hat es damit, wieder den Mut zu fassen zu der Frage: ‚Ist Gott ein guter
Gott? Für mich?’, über eine neue Entscheidung, wieder eine Beziehung zu ihm zu wollen – über das trotzige Geschehen, ihm sein Versagen zu verzeihen ...“
Die Probleme und Fragen mit der erwähnten Bibelstelle ist Christel Eggers nicht losgeworden. Wenn durch solch eher negative Zeugnisse das Vertrauen in die Bibel nicht bestärkt, sondern eher Zweifel
gesät werden, besteht da nicht die Gefahr fragwürdiger Früchte?
Korrekturen, aber kein Kurswechsel im zweiten Heft
Im ersten Heft wird in einem Bibelquiz unterstellt, dass die Bibel IrrtĂĽmer enthalte. Auf die Frage nach
einem unreinen Tier heißt es in der Antwort im Bezug auf 3Mo 11,6: „Der Hase ein Wiederkäuer? Hier irrt
die Bibel doch tatsächlich ...“ Dabei ist seit 1882 diese von den Rindern zu unterscheidende Art des
Wiederkäuens bei Hasen biologisch nachgewiesen. Im zweiten Heft wird dieser Fehler „bedauert“: „Im
Irrtum war hier allerdings nicht die Bibel, sondern die Redaktion.“ Ob die Bibel nicht an anderen Stellen Irrtümer enthalte, bleibt mit der Formulierung „hier allerdings nicht“ weiterhin offen.
Auch die zweite Ausgabe hat eine beachtlich hohe Auflage von 300.000. Redaktionsleiter, Dr. Ulrich
Wendel, erklärt im Vorwort, er habe „irgendwann mal angefangen, es für gültig zu akzeptieren, dass
Paulus sagt ...“ Diese Formulierung ist exemplarisch für die gesamte Linie dieser Zeitschrift: Die Bibel
ist interessant, die Bibel ist lesenswert, aber: Sie hat keine Autorität. Ich entscheide selbst, was mir passt, was mir angenehm erscheint oder eben, was ich für gültig zu akzeptieren bereit bin.
Erschreckend wirkt das Urteil des Schriftauslegers Adolf Pohl über die, die auch heute noch das Schweigegebot in 1Kor 14,34 festhalten. So solle man nicht „heutige Frauen verurteilen, dem
Gottesdienst als stumme Mumien beizuwohnen. ... Es wäre ein Verstoß gegen die Praxis Jesu und das Wirken des Heiligen Geistes. Im Grunde wäre es Werbung für den Islam.“
Die Notwendigkeit biblischer Orientierungshilfe relativiert Jesus-Freak-Pastor „Storch“ mit folgender
Brillen-Theorie: „Hat man eine Brille mit roten Gläsern auf der Nase, erscheint einem die Bibel rot, hat
man eine grüne auf, erscheint sie grün. Viele theologische Konflikte rühren daher, dass wir beim Bibellesen unsere theologischen Brillen aufhaben.“ Kann ein Bibelleser die Wahrheit und Gültigkeit
biblischer Aussagen wirklich erkennen und vertreten, auch wenn er sie neu erkennt? Nein, nicht wirklich.
Laut Stroch irrt er, denn: „Er hat eine neue Brille kennen gelernt und vielleicht ein weiteres Stück
göttlicher Wahrheit erkannt, aber auch seine jetzige Erkenntnis ist Stückwerk und ergänzungsfähig.“
Ulrich Eggers fragt im zweiten Heft im Redaktionsgespräch erneut: „Wo sind die begeisterten Bibelliebhaber, die platzen vor Bibellust und anderen Appetit machen?“ Schritte im Glaubensgehorsam
lehnte er ja als „Pflicht und Routine“ und als „unangenehm“ bereits ab. Stattdessen möchte er Wege
finden, „wie wir gemeinsam die Bibel interessanter machen und erleben können.“ Hier sind erneut die
BedĂĽrfnisse des Menschen im Blick, wenn die Bibel wie ein Konsumartikel erst interessant und erlebbar gemacht werden soll.
„Was empfehlen wir denn der Gemeinde und dem Einzelnen? Was muss passieren, damit mehr Appetit da ist und Hunger einzieht?“ Zu dieser weiteren Frage von Ulrich Eggers nachfolgend der Versuch einer
Antwort:
Was „Bibelmüde“ wirklich brauchen
Statt einer geistlich widersprĂĽchlichen und theologisch fragwĂĽrdigen Zeitschrift bedarf es anderer
Alternativen, ein Bibelleser zu werden. Dies sollten aber primär keine anderen Zeitschriften oder Bücher
sein, die zur Bibel hinzugezogen werden, sondern – wie könnte es anders sein – die Bibel selbst. Christsein ohne Bibel ist undenkbar. Der Christ hat keine Wahl, seinen Glauben mit oder ohne Bibel zu
leben. Echte Christen, die bekennen, bibelmĂĽde zu sein, sind schlicht und ergreifend lau geworden. Die
Lauen werden in der Bibel vielfach ermahnt, wieder auf den Weg zurĂĽckzukehren. Dabei ist Weisheit und
Liebe, aber eben auch Klarheit und Bestimmtheit in der Sache von Nöten. So muss nun Lauheit auch als Schuld bekannt werden können. Aber eine peppig aufgemachte Zeitschrift, deren Wert nicht unerheblich
in der Unterhaltung liegt, es sogar mit Bibelwitzen dem Bibelmüden so bequem wie möglich zu machen, wird kaum zurück zu einer gesunden geistlichen Haltung bewegen. Hier liegt zum einen ein anderes
Verständnis vom Wort Gottes und zum anderen vom Glaubensleben vor. „Faszination Bibel“ wirkt nicht
wie ein Studien- und Lehrheft, das zum Bibellesen anleitet, sondern eher wie ein Unterhaltungsmagazin.
Es enthält zwar auch informative Artikel, die zum Verstehen des Umfelds biblischer Ereignisse helfen
können, der Grundtenor überwiegt jedoch in der Unterhaltung. Die Bibel ist jedoch kein Konsumartikel, sondern ein Arbeitsbuch. Warum? Das Bild vom Glauben, das das Neue Testament vermittelt, hat auch
zu tun mit Kosten, die zu ĂĽberschlagen sind, mit einem Kampf, der zu bestehen ist, mit einem Wettlauf,
der zu bewältigen ist und einem Siegeskranz, der zu erringen ist. Wer im Glauben hauptsächlich eigene Vorteile und Unterhaltung sucht, die es zu konsumieren gilt und ein Buffet, an dem man sich nach
eigenen Vorlieben bedienen darf, hat weniger ein biblisches, sondern eher ein dem Zeitgeist angepasstes Glaubensverständnis. Bereits am Bibelverständnis scheiden sich oft schon die Geister.
Das Grundvertrauen des anderen in Gottes Wort ist Voraussetzung, diesen persönlich zum Bibellesen
zu motivieren. Diese Ermutigung sollte in einer geistlich intakten Gemeinde selbstverständlich sein (Kol 2,2; 1Thess 2,11). Ermutigung bedeutet, auf Probleme des anderen fürsorglich einzugehen, ihn im
Glauben zu bestärken, Vertrauen zu säen und ein positives Zeugnis zu geben. Überdies sollten Glaubenszweifel nicht gepflegt, sondern als Anfechtung gesehen und überwunden werden. Durch die
Reihe „Fragezeichen“ scheint in „Faszination Bibel“ eher, so ist zu befürchten, das Gegenteil zu
geschehen. Paulus erwähnt auch, dass wir uns „belehren und ermahnen“ sollen, zwei Vokabeln, die im
toleranten Zeitalter bei den Neoevangelikalen genauso wie „Gehorsam“ und „Buße“ aber nicht mehr hoch
im Kurs stehen und auch in „Faszination Bibel“ vergeblich gesucht werden. Neoevangelikale Trends und
charismatische Wellen mögen eine Zeit lang „in“ sein, sie kommen und gehen aber wieder, doch das
Wort Gottes bleibt immer gültig und ändert sich nicht (Mt 24,35). Daran kompromisslos festzuhalten und das Gebot des Apostels Paulus zu beherzigen, ist der einfache und direkte Weg zu einem erfüllten
Glaubensleben:
„Laßt das Wort des Christus reichlich in euch wohnen in aller Weisheit; lehrt und ermahnt einander ...“
(Kol 3,16a).
_____________________________
Alle Rechte vorbehalten. Abdruck, Veröffentlichung jeglicher
Art, auch auszugsweise, nur mit aus- drücklicher Genehmigung des Autors. Thorsten Brenscheidt Gräfin-Imma-Str. 11 D-44797 Bochum info@brenscheidt.eu
|